Humerus: Funktion, Anatomie und Erkrankungen (2024)

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Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Der Humerus ist der Oberarmknochen des Menschen. Er ist am oberen Ende mit der Schulter und am unteren Ende über das Ellenbogengelenk mit dem Unterarm verbunden. Verschiedene Muskeln am Oberarm sind für die Bewegungen im Schultergelenk und Ellenbogengelenk zuständig. Lesen Sie alles Wichtige über den Humerus!

Was ist der Humerus?

Der Humerus ist der Oberarmknochen – ein langer, gerader Röhrenknochen, der sich in ein oberes (proximales) Ende, ein Mittelstück (Humerusschaft, Corpus humeri) und ein unteres (distales) Ende gliedert.

Proximales Ende

Am oberen, proximalen Ende – zur Schulter hin – sitzt ein kugeliger Kopf (Caput humeri), der von einer dicken Knorpelschicht überzogen ist. Die Oberfläche des Humeruskopfes ist etwa viermal so groß wie die der Gelenkpfanne der Schulter. Dieses Missverhältnis und die Tatsache, dass die Gelenkpfanne relativ flach ist, ermöglichen die große Beweglichkeit des Schultergelenks: Es hat den größten Umfang aller Gelenke und erlaubt es, den Arm in alle Richtungen zu bewegen.

Direkt unter dem Humeruskopf ist der Oberarmknochen durch eine Einziehung vom sogenannten Hals (Collum anatomicum) abgegrenzt, unter dem zwei kräftige Höcker sitzen (Tuberculum majus und Tuberculum minus) – Ansatzstellen für verschiedene Muskeln.

Am Übergang vom proximalen Ende zum Schaft wird der Knochen deutlich schlanker. Diese Stelle wird als Collum chirurgicum bezeichnet, da in diesem Bereich die häufigsten Knochenbrüche auftreten. An der Außenseite des Humerusschaftes setzt ungefähr in der Mitte der Deltamuskel (Musculus deltoideus) an. Der große, dreieckige Muskel gehört zur Schultermuskulatur und ist zum Beispiel für das Heben des Armes zuständig. Etwas weiter unten am Humerusschaft verläuft in einer Furche der Radialnerv oder Speichennerv (Nervus radialis), der bei Knochenbrüchen in diesem Bereich leicht mit geschädigt werden kann.

Distales Ende

Das untere, distale Ende des Oberarmknochens hat im Querschnitt eine dreieckige Form. Die scharfen Seitenkanten enden in zwei Höckern (Epicondylus medialis und lateralis), die am Ellenbogengelenk deutlich innen und außen zu tasten sind. Von der vorderen Fläche entspringen die Muskeln, die den Unterarm beugen. Auf der Rückseite verläuft eine Rinne für den Ellennerv (Nervus ulnaris). Ein Stoß oder Schlag an dieser Stelle löst einen stromschlagähnlichen Schmerz aus, der bis in den kleinen Finger ausstrahlt.

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Welche Funktion hat der Humerus?

Das obere Ende des Humerus bildet den Gelenkkopf des Schultergelenks. Mit seinem unteren Ende ist der Oberarmknochen zusammen mit den beiden Unterarmknochen, der Speiche (Radius) und der Elle (Ulna), am Aufbau des Ellenbogengelenks beteiligt.

Verschiedene Muskeln, die am Humerus ansetzen, sind für die vielfältigen Bewegungen im Schultergelenkverantwortlich, so zum Beispiel der Deltamuskel (Musculus deltoideus), der zur Schultermuskulatur zählt. Daneben gibt es am Oberarm noch weitere Muskeln, die für Bewegungen im Schultergelenk sowie auch im Ellenbogengelenk zuständig sind. Dazu gehören zum Beispiel der zweiköpfige Armmuskel (M. biceps brachii), der Armbeuger (M. brachialis) und der dreiköpfige Armmuskel (M. triceps brachii).

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Wo befindet sich der Humerus?

Der Humerus stellt die Verbindung zwischen Rumpf und Unterarm dar. Mit seinem oberen Ende ist er am Aufbau des Schultergelenks, mit seinem unteren Ende am Aufbau des Ellenbogengelenks beteiligt.

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Welche Probleme kann der Humerus verursachen?

Der Kopf des Humerus ist am Aufbau des Schultergelenks beteiligt – das beweglichste, aber auch am wenigsten gesicherte Gelenk des Körpers. Da die Gelenkkapsel wie ein langer, weiter Sack geformt ist, lässt sie – wenn Luft eindringt – den Humeruskopf bis zu 1,5 Zentimeter weit aus der Gelenkpfanne gleiten. Zudem ist die Gelenkkapsel im vorderen Bereich sehr dünn. Insgesamt kommt es dadurch leicht zu Verrenkungen (Luxationen) des Gelenks nach vorne.

Der schmerzhafte Tennisarm (Epicondylitis humeri radialis) entsteht durch Überlastung jener Sehne, die an der Außenseite des Ellenbogens am unteren Ende des Oberarmknochens ansetzt und für die Streckung des Handgelenks verantwortlich ist. Ist dagegen die Beugemuskulatur des Handgelenks überlastet, ist die Innenseite des Ellenbogens betroffen und man spricht vom Golferarm (Epicondylitis humeri ulnaris).

Vor allem ältere Menschen mit Osteoporose können sich zum Beispiel bei einem Sturz leicht den Kopf des Oberarmknochens brechen (Humeruskopffraktur, subkapitale Humerusfraktur). Auch an anderen Stellen kann der Humerus brechen, etwa im Schaftbereich.

Beim Impingement-Syndrom werden Kapsel-Weichteile (wie Sehnen) im Gelenkspalt zwischen Schulterdach und Humeruskopf eingeklemmt, was recht schmerzhaft ist.

Eine häufige Sportverletzung im Humerus-Bereich ist die Rotatorenmanschettenruptur, also der Riss der Rotatorenmanschette – einer Muskelgruppe im Bereich der Schulter.

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Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:

Dr. med. Martin Schäfer

Autor:

Humerus: Funktion, Anatomie und Erkrankungen (1)

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Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Quellen:

  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2010
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen, Walter de Gruyter Verlag, 17. Auflage, 2002
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Author: Edmund Hettinger DC

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