Nach stolzen 15 Jahren mit der bisherigen Generation hatte Toyota den neuen Land Cruiser im Sommer 2023 enthüllt. Der meistverkaufte Geländewagen der Welt bleibt, was er schon immer war, ein kompetenter Offroader mit Fernreisequalitäten. Und wie bereits vermutet wurde, findet Toyota zurück zur Kante, beendet die rundliche Ära des Vorgängermodells.
Der neue Land Cruiser 250 / J25 basiert wie alle neuen Offroad-Modelle des Konzerns auf der Leiterrahmen-Plattform TNGA-F und ist damit weiterhin ein Geländewagen alter Schule, was durchaus positiv gemeint ist. Ebenso klassisch bleibt das Fahrwerk: Hinten eine Starrachse an Schraubenfedern, vorne eine extra-robuste Einzelradaufhängung. Neu daran ist, dass Toyota nun optional einen per Knopfdruck entkoppelbaren Stabilisator anbietet, mit der sich die Achsverschränkung im Gelände verbessern lässt.
Unsere Highlights
Optisch extrem "boxig", mit geraden Linien und Kanten entfernt sich der neue Land Cruiser J25 völlig vom Vorgänger. Der "Landkreuzer" zeigt eine beachtliche Bodenfreiheit, eine stark herausgeformte Schulterlinie und nochmals weiter herausgezogene Radhäuser, das wirkt insgesamt ziemlich bullig. Wer kurzfristig verwirrt über die zwei gezeigten Fronten, einmal mit Rundscheinwerfern und einmal mit rechteckigen LED-Leuchten ist: Das Modell mit den runden, optisch leicht nostalgisch wirkenden Leuchten ist die limitierte First-Edition in Vollausstattung, 3.000 Exemplare davon waren zum Marktstart für Europa vorgesehen und sofort nach Reservierungsstart vergriffen.
Nicht ganz fünf Meter lang
Der neue Land Cruiser wächst um acht Zentimeter in die Länge, bleibt aber unter der Fünfmeter-Marke. Er ist 4.920 Millimeter lang, 1.980 Millimeter breit und 1.870 Millimeter hoch. Der Radstand beträgt 2.850 Millimeter. Mit dem neuen Modell verschwindet außerdem der kurze Radstand aus dem Programm, der Dreitürer-Land Cruiser wurde zuletzt nur noch wenig nachgefragt.
Ebenso "boxy" wie das Außendesign zeigt sich die Interieurgestaltung. Der als Fünf- und als Siebensitzer verfügbare Land Cruiser 250 hat ein kantiges Cockpit, die digitalen Instrumente und das Multimedia-Display sind in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht. Ein klassischer, großer Schalthebel für das Automatikgetriebe und mechanische Schalter für alle wichtigen Funktionen komplettieren das nutzwertige, unverspielte Innenraum-Design.
Toyota
Keine Spielereien: Echter Geländewagen auch beim Cockpit-Design.
Als echtes Weltauto wird es den Toyota Land Cruiser J25 mit diversen Antriebsoptionen geben. Basismotor vor allem für Märkte mit schlechteren Spritqualitäten wird der 2,7-Liter Vierzylinder Benziner mit 163 PS. Darüber rangiert der 2,4 Liter Turbo-Benziner mit 281 PS, den es auch als Hybridversion mit 330 PS Systemleistung gibt. Beide allerdings nicht bei uns, in Westeuropa bleibt es beim bewährten Turbodiesel aus dem Vorgängermodell. Der 1GD-FTV Vierzylinder mit 2,8 Liter Hubraum erreicht 204 PS und liefert 500 Newtonmeter Drehoment, er ist serienmäßig mit einer Achtgang-Automatik bestückt.
Erste Fahreindrücke mit dem neuen Land Cruiser
Mit diesem aus dem Vorgänger bekannten Vierzylinder-Diesel konnten wir auch erstmals Fahreindrücke sammeln. Die kommende Mildhybrid-Variante wird erst später nachgereicht. Den ersten Aha-Moment liefert der Land Cruiser direkt nach dem Einstieg: so viele Knöpfe! Angesichts der "Slideritis" in modernen Pkw, wo für jede Funktion Touchfelder bedient oder Untermenüs gesucht werden müssen, eine Wohltat. Fahrmodi, Klimaeinstellung, Offroad-Funktionen – alles hat seinen Schalter. Zu dieser leichten Bedienbarkeit gesellt sich der sehr in die Breite gezogene Zentralmonitor, der ein gestochen scharfes Bild liefert und gut ablesbar ist – da ist man vom Vorgänger anderes gewohnt.
Toyota
Erste Fahreindrücke mit dem Land Cruiser gab es in Schottland. Da passt dieses Auto sehr gut in die Landschaft.
Der Blick nach draußen wird von der herrschaftlichen Haube dominiert, durch die man mit einer speziellen Kameraeinstellung im Gelände hindurchsehen und das Landleben unter dem Auto betrachten kann. Wichtiger als dieses nette Gimmick ist aber erst einmal das Alltagsverhalten. Da bleibt der Land Cruiser seinem Namen treu, mit diesem Auto fährt man nicht los, man legt ab. Dieses ganz spezielle Fahrgefühl, schwer und satt, hat er von seinem Vorgänger geerbt. Du swingst vergnügt durch die Landschaft und kommst überhaupt nicht auf die Idee, frivol durch Kurven zu kratzen oder kecke Überholmanöver zu planen. Dazu trägt auch die bemerkenswerte Seitenneigung bei übermütiger Kurbelei bei.
Präziser als der Vorgänger
Obwohl der neue Land Cruiser schon auf den ersten Metern als solcher zu erspüren ist, mach er alles etwas genauer, verbindlicher, feinfühliger als der 15 Jahre lang gebaute Vorgänger. Das Fahrwerk hat klar gewonnen, ist zwar nach wie vor schluckfreudig, aber nicht mehr so wattig wie früher. Grobe Unebenheiten kommen als leichtes Zittern im Steuerstand an, ansonsten wird gebügelt. Die relativ schwergängige Lenkung ist ebenfalls definierter und präziser als früher.
Der größte Fortschritt steckt allerdings zwischen den Achsen, das neue Automatikgetriebe. Die Achtstufen-Automatik stammt von Aisin und setzt den altbewährten Turbodiesel so gekonnt in Szene, dass der sich wie ein völlig neuer Motor anfühlt. Wo die frühere Sechsgang-Automatik ihre lahm wirkende Grundträgheit und das ewige Rühren im Drehmomentwandler mit hyperaktiver Schalterei in hohen Drehzahlregionen auszugleichen versuchte, passt jetzt einfach alles. Der Motor wird im drehmomentstarken Bereich gehalten, die Schaltvorgänge perfekt, die Übergänge sanft. Trotz unveränderter Leistung sorgt das für einen viel dynamischeren Fahreindruck.
Toyota
Fit für die Weltreise: Herausragende Offroadtauglichkeit.
Im Gelände schließlich ist der neue Land Cruiser ganz der Alte: Durchsetzungsstark und ein echter Kämpfer. Schon ohne die zahlreichen elektronischen Helferlein sind es eigentlich nur die Abmessungen, die überhaupt Limits setzen. Solange die Bäume nicht zu eng stehen, kann man alles fahren, was vor der Haube auftaucht. Mehr Fahreindrücke und Erklärungen zu den Offroad-Talenten des neuen Land Cruiser finden sich in der Bildergalerie.
Neuer Land Cruiser – die Preise
Die in den USA bereits im Frühjahr 2024 veröffentlichten Preise ließen es ahnen: So richtig günstig wird das Ganze nicht. Das bestätigt sich mit den im Juni bekanntgewordenen offiziellen Preisen für den deutschen Markt, die bis knapp an die 100.000-Euro-Marke heranreichen. Einen besonders hohen Sprung macht die Einstiegsvariante Land Cruiser. Hier war man früher mit 55.340 Euro für den Fünftürer mit Schaltgetriebe dabei. Künftig kostet der günstigste Land Cruiser in Deutschland 67.990 Euro. Die darüber liegenden Varianten Comfort (ab 69.990 Euro) und Executive (ab 79.990 Euro) verteuern sich gegenüber dem alten Modell mit Automatikgetriebe um jeweils über 3.000 Euro. Rund 6.700 Euro mehr sind für die TEC Edition (ab 87.999 Euro) fällig. Und wer zu den Bestellern der limitierten First Edition gehört, darf 92.990 Euro bereitlegen.
In den USA steht der neue Land Cruiser seit Februar 2024 im Konfigurator.
Lange Lieferzeiten vorprogrammiert
Am 21. Dezember 2023 öffnete Toyota Deutschland um 8:00 Uhr den Vorverkauf für den neuen Land Cruiser. Vorverkauf bedeutete in diesem Fall allerdings lediglich, dass man eine Online-Reservierung abgeben konnte. Dies auch nur für die Varianten Executive, Tec Edition und die limitierte First Edition – ohne konkrete Preise. Knapp 30 Minuten später war das gesamte Kontingent von 1.000 Fahrzeugen bereits ausgeschöpft. Wer nicht zu diesen 1.000 Glücklichen gehört, kann sich bei Toyota auf eine Warteliste eintragen und darauf hoffen, dass ein erfolgreicher Vorbesteller von seiner Kaufoption zurücktritt. Der neue Land Cruiser soll ab dem dritten Quartal 2024 bei uns ausgeliefert werden.
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Fazit
Der neue Land Cruiser nimmt, nicht wenige Fans werden sagen "endlich", Abschied vom stets etwas erklärungswürdigen Design des Vorgängers, welches erst zum letzten Facelift vor fünf Jahren leicht entschärft wurde. Bei der neuen Baureihe gibt es dagegen keine Diskussion, das ist auf den ersten Blick ein echter Geländewagen mit klassischen Proportionen und Formen. Dabei ist der neue Land Cruiser kein Blender, sondern fährt weiterhin mit extrem robuster Geländetechnik (Leiterrahmen, hintere Starrachse, Geländeuntersetzung, Differenzialsperre) vor. Und er macht praktisch alles besser als der Vorgänger. Bis auf den Preis.
Redakteur
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Autos müssen für mich mittlerweile vor allem nutzwertig sein, einzig bei einer AC Cobra könnte ich auch absolut unvernünftig werden. Mobilität mit Leidenschaft, das waren die Zeiten mit meinen Golf I GTI-Modellen oder meinen Mazda MX-5-Spielzeugen. Heute spielt sich Mobilität mit Leidenschaft für mich überwiegend auf zwei Rädern ab - mit Muskelkraft oder Verbrenner-Antrieb. Zur Wahl stehen dabei jeweils verschiedene Konzepte.
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